Geheime Spots für Wildtierfotografie in Deutschland: Ein Insider-Guide

von Julius Kramer | 12.09.2025 | Erlebnisse

Wildtierfotografie in Deutschland bietet eine überraschende Vielfalt – nicht nur in den weiten Nationalparks, sondern auch mitten in unseren Städten. Als begeisterte Naturfotografen wissen wir: Diese besondere Form der Fotografie ist Erlebnis, Abenteuer und Erholung zugleich.

Die perfekte Fotolocation für Wildtierfotografie in Deutschland ist oft näher als gedacht. Von Füchsen in städtischen Gebieten bis zu Hirschen am Darß oder Seeadlern an der Müritz – überall gibt es faszinierende Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu entdecken. Selbst Gärten können als florierende Mini-Naturschutzgebiete für Vögel, Säugetiere und Insekten dienen.

In diesem Insider-Guide nehme ich euch mit zu den geheimen Spots für Tierfotografie quer durch Deutschland. Wir erkunden zusammen die versteckten Ecken Münchens, die Vogelparadiese am Federsee und Altmühlsee, die einzigartige Tierwelt auf Helgoland, die majestätischen Seeadler in Mecklenburg-Vorpommern und die mystischen Nebellandschaften des Bayerischen Waldes. Entdeckt mit mir, wo sich die besten Motive verbergen und welche Techniken für unvergessliche Aufnahmen sorgen.

München und Umgebung: Unerwartete Wildtier-Hotspots

Die bayerische Landeshauptstadt überrascht mit einer erstaunlichen Vielfalt an Wildtieren direkt vor der Haustür. Wer für spektakuläre Aufnahmen nicht weit reisen möchte, findet in München selbst zahlreiche versteckte Fotospots.

Englischer Garten und Flaucher

Waldkauz im Englischen Garten München

Der Englische Garten – einer der größten innerstädtischen Parks der Welt – beherbergt eine überraschend vielfältige Tierwelt. Dachse, die normalerweise Siedlungen meiden, lassen sich hier regelmäßig blicken. Besonders die mächtigen alten Bäume bieten Waldkäuzen ideale Nistmöglichkeiten. Diese nachtaktiven Vögel brüten hier so früh im Jahr, dass man sie bei der Jungenaufzucht in den noch blätterlosen Bäumen gut beobachten kann. Für Fotografen bietet sich dadurch die seltene Gelegenheit, selbst scheue Eulenarten mit der Kamera einzufangen.

Naturschützer sorgen sich allerdings um die Zukunft dieser Biotope, denn es gibt immer weniger Altbäume mit Höhlen. Wer den Park genauer erkundet, entdeckt außerdem insgesamt 32 verschiedene Wildbienenarten, darunter auch gefährdete wie die Rotfühler-Kielsandbiene. Der nährstoffarme Magerrasen im Nordteil des Parks bietet diesen wichtigen Bestäubern passende Futterpflanzen.

Höckerschwäne lassen sich am Flaucher in München gut fotografieren.

Am Flaucher – einem idyllischen Isarabschnitt zwischen der Thalkirchener Brücke und der Candidstraße – versammelt sich vor allem im Winter eine beeindruckende Schwanenpopulation mit oft über hundert Tieren. Diese haben sich an Spaziergänger gewöhnt und lassen sich aus nächster Nähe fotografieren. Für Weitwinkel- wie auch Teleaufnahmen bietet sich hier ein wahres Eldorado.

Besonders lohnenswert ist der Bereich oberhalb des Mühlbachdamms, wo sich die Landschaft öffnet und nur eine einzelne Brücke im Hintergrund stört, die sich fotografisch gut ausblenden lässt. Neben Schwänen können Naturfotografen hier auch Graugänse, Gänsesäger und andere Wasservögel ablichten.


Julius Kramer

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Friedhöfe als Rückzugsorte für Wildtiere

Waldfriedhof in München
Münchens wilder Waldfriedhof

Städtische Friedhöfe stellen wichtige Rückzugsgebiete für verschiedene Tier- und Pflanzenarten dar. Was sie zu idealen Orten für Wildtierfotografie macht: Sie sind frei von künstlichem Licht und werden nachts geschlossen, wodurch sie besonders störungsarme Lebensräume bieten.

Der Waldfriedhof – mit 161 Hektar der größte Friedhof der Stadt – überrascht mit seiner Artenvielfalt. Hier leben Füchse mit ihren Jungen in Höhlen unter Grabsteinen, aber auch Steinmarder, Haselmäuse, Rehe und Igel sind dort heimisch. Zudem finden sich hier viele verschiedene Vogelarten, sogar seltene und gefährdete wie der Gartenrotschwanz und der Trauerschnäpper.

Ein entscheidender Vorteil für Wildtierfotografen: Auf Friedhöfen bleiben Menschen in der Regel auf den Wegen, wodurch Tiere seltener gestört werden. Es wird weder gegrillt noch gepicknickt, man darf nicht querfeldein joggen oder radfahren.

Frühmorgens bietet der Waldfriedhof die besten Fotomöglichkeiten. Wer sich da ruhig verhält, kann im Waldfriedhof eine richtig schöne Vogelwelt beobachten – mitten in München.

Die Heiden

Küchenschelle in der Fröttmaninger Heide
Blühende Küchenschelle bei Sonnenaufgang in der Fröttmaninger Heide

Im Münchner Stadtgebiet befindet sich mit der Fröttmaninger Heide das größte und wertvollste Heidegebiet Südbayerns mit lichtem Kiefernwald und Kiestümpeln. Dieses einzigartige Biotop liegt überraschenderweise am Fuße der Fußballarena des FC Bayern.

Hier gedeihen 350 Pflanzenarten, darunter Thymian, Fransenenzian, Königskerze und Natternkopf. Für Makrofotografen bietet sich im Frühjahr ein besonderes Highlight, wenn die leuchtend violetten Küchenschellen in der Garchinger Heide erblühen. Die flaumigen Blüten mit ihren feinen Härchen liefern spektakuläre Nahaufnahmen.

Die Fröttmaninger Heide beherbergt auch die Blauflügelige Ödlandschrecke, die in Deutschland als gefährdet gilt, in München aber so häufig vorkommt wie sonst nirgends in Bayern. Für Tierfotografen besonders interessant: Hier finden sich die bedeutendsten Restvorkommen Bayerns der Rote-Liste-Arten Laubfrosch und Wechselkröte.

Umweltschützer sind zwar zuversichtlich, dass große Biotope wie die Fröttmaninger Heide auch in Zukunft erhalten bleiben und somit ein Rückzugsgebiet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten. Dennoch lohnt es sich, diese unerwarteten Wildtier-Hotspots bald mit der Kamera zu erkunden.

Federsee: Paradies für Vogel- und Sumpffotografie

Bartmeise im Schilf am Federsee
Ein Bartmeisen-Männchen klettert im Schilfgürtel des Federsees

Nach den urbanen Schätzen Münchens lockt der Federsee in Baden-Württemberg mit einer ganz anderen Art von Wildtierfotografie. Dieses oberschwäbische Naturjuwel bietet Fotografen ein wahres Paradies für Vogel- und Sumpfmotive während aller Jahreszeiten.

Der Federsee, unweit von Bad Buchau gelegen, ist mit 1,4 km² der zweitgrößte See Baden-Württembergs und liegt inmitten des größten zusammenhängenden Moorgebietes Südwestdeutschlands (33 km²). Für Naturfotografen ist dieser Ort besonders wertvoll, da hier rund 268 dokumentierte Vogelarten heimisch sind – ein absolutes Eldorado für Vogelfotografen.

Bartmeisen – traumhaft schöne Vögel

Bartmeisenmännchen im Schilf
Bartmeisen sind am Federsee wenig scheu und lassen sich mit ausreichend Brennweite gut fotografieren

Unter Naturfotografen hat sich der Federsee längst als Hotspot für die Beobachtung und Fotografie von Bartmeisen etabliert. Diese seltenen und bei Fotografen begehrten Vögel kommen besonders in den Herbst- und Wintermonaten aus dem Norden in die Region. Einige bleiben allerdings das ganze Jahr über und brüten sogar am Federsee.

Was die Bartmeisen so interessant macht: Die Männchen sind mit ihrem grau-blauen Köpfchen und dem charakteristischen schwarzen “Bart” deutlich auffälliger als die Weibchen, deren Gefieder überwiegend hellbraun bzw. zimtfarben ist. Diese quirligen Vögel sind ständig in Bewegung und kommunizieren untereinander mit einem nasalen “pschin” und rollenden “tschirr”.

Im Herbst vollziehen die Bartmeisen eine bemerkenswerte Ernährungsumstellung von Insekten auf Schilfsamenkörner. Um diese besser verdauen zu können, nehmen sie zusätzlich kleine Sandkörner auf. Diesen Umstand können Fotografen nutzen – mehr dazu beim Fotografieren vom Steg aus.

Neben den gefiederten Bewohnern tummeln sich im Federseemoor auch Biber. Mit etwas Glück lassen sich diese scheuen Nager besonders in den frühen Morgenstunden oder in der Abenddämmerung beobachten und fotografieren.

Fotografieren vom Steg aus

Das Herzstück für Wildtierfotografen am Federsee ist zweifellos der 1,5 Kilometer lange Holzsteg, der von Bad Buchau aus direkt in den See und durch den dichten Schilfgürtel führt. Dieser bietet einzigartige Perspektiven und ermöglicht eine respektvolle Annäherung an die Tierwelt, ohne deren Lebensraum zu stören.

Der Steg ist besonders fotografenfreundlich angelegt – er hat keine Treppen (außer zur Aussichtsplattform) und ist daher auf der gesamten Länge auch mit schwerem Fotoequipment problemlos begehbar. Zudem ist er auch für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen zugänglich.

Besonders ergiebig für die Fotografie sind folgende Bereiche:

  • Der Steg im Schilf: Hier lassen sich Bartmeisen, Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger, Rohrschwirl, Rohrammer, Wasserralle und mit Glück sogar die seltene Rohrdommel ablichten.

  • Der Aussichtsturm: Bietet einen Panoramablick über das gesamte Federseebecken, bei klarer Sicht sogar mit Alpenpanorama. Ideal für Aufnahmen von Wasservögeln, einfliegenden Kornweihen und Starenschwärmen.

  • Die Besucherplattform im See: Perfekt für Aufnahmen von Flussseeschwalben, bis zu 17 verschiedenen Entenarten und atemberaubenden Sonnenauf- und -untergängen.

Ein besonderer Tipp für Bartmeisen-Fotografen: Am besten fotografiert man zwischen 9 und 11 Uhr, wenn die Vögel aktiv nach Sand suchen. Für optimale Bedingungen empfiehlt sich ein Besuch im Herbst, idealerweise zwischen September und Oktober. Dennoch ist der Federsee zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

Naturfotografen sollten allerdings beachten, dass sie sich in einem sensiblen Naturgebiet befinden. Der NABU weist darauf hin, dass im gesamten Naturschutzgebiet ganzjährig ein Wegegebot gilt. Dies ist jedoch kein Nachteil – die Tiere haben sich an Besucher gewöhnt und zeigen geringere Fluchtdistanzen als in der freien Natur.

Für technisch anspruchsvolle Aufnahmen empfehle ich, früh am Morgen vor Ort zu sein. An nebligen Herbsttagen entstehen besonders stimmungsvolle Bilder, wenn die Sonne durch den Dunst bricht. Außerdem darf ein Teleobjektiv in der Fotoausrüstung nicht fehlen, um auch kleine Vögel aus der Distanz eindrucksvoll festhalten zu können.

Altmühlsee: Biber und Wasservögel im Fokus

Beutelmeisennest im Schilf
Beutelmeisen bauen hängende Nester – einzigartig in der heimischen Vogelwelt

Im fränkischen Seenland wartet der Altmühlsee mit einem besonderen Höhepunkt für Wildtierfotografen auf. Dieses künstlich angelegte Gewässer hat sich über die Jahrzehnte zu einem erstaunlichen Naturparadies entwickelt und bietet ideale Bedingungen für Tier- und Naturfotografie.

Morgenlicht und Nebel nutzen

Der Altmühlsee zeigt sich besonders fotogen in den frühen Morgenstunden. Wenn sich der Nebel über das Wasser legt, entstehen magische Momente für die Fotografie. Diese atmosphärischen Bedingungen erschaffen einen einzigartigen Rahmen für Tiermotive. Besonders beeindruckend wirken Graugänse, die im Morgennebel über die Wasseroberfläche gleiten. Die Nebelschwaden, durchbrochen vom Morgenlicht, erzeugen dabei eine fast malerische Kulisse.

Für solche Aufnahmen empfehle ich, mindestens eine Stunde vor Sonnenaufgang vor Ort zu sein. Die Lichtbedingungen ändern sich schnell, und oft sind die stimmungsvollsten Bilder genau während des Sonnenaufgangs möglich. Allerdings kann der Autofokus bei dichtem Nebel Probleme haben – hier ist manchmal manuelles Fokussieren vorteilhafter. Bei Gegenlichtaufnahmen im Nebel können spiegelloose Kameras ihre Stärken ausspielen, da die Bildschirmlupe im Sucher eine präzise Fokuskontrolle ermöglicht.

Fotografisch betrachtet ist der Altmühlsee im Herbst und Frühling besonders ergiebig. Die Kombination aus klarer Luft, tiefer stehender Sonne und häufigem Nebel schafft ideale Voraussetzungen für atmosphärische Wildtieraufnahmen.

Fotografieren auf der Vogelinsel

Blaukehlchen singt im Schilf
Bei Windstille kann man den leisen Gesang der Blaukehlchen auf der Vogelinsel vernehmen

Das Herzstück des Sees ist zweifellos die Vogelinsel, ein etwa 200 Hektar großes Naturschutzgebiet, das knapp ein Viertel des gesamten Sees einnimmt. Dieses Areal ist für Fotografen ein wahres Eldorado, denn hier wurden bisher über 300 verschiedene Vogelarten nachgewiesen. Die Vogelinsel erreicht man bequem von Muhr am See aus über einen Steg.

Auf dem etwa 1,5 Kilometer langen, barrierefreien Rundweg gibt es zahlreiche Fotomöglichkeiten. Der Beobachtungsturm bietet einen umfassenden Überblick über das gesamte Naturschutzgebiet. Von hier aus lassen sich verschiedene Wasserflächen, Flachwasserbereiche, Schilfzonen und Feuchtwiesen einsehen.

Die Vogelinsel ist nicht nur für ihre Artenvielfalt bekannt, sondern auch für ihre Zugänglichkeit. Der Rundweg und der Beobachtungsturm sind vollständig rollstuhl- und kinderwagengerecht angelegt. Dies macht die Vogelinsel zu einem idealen Ziel für Wildtierfotografen mit umfangreicher Ausrüstung.

Bemerkenswert ist die Vielfalt der hier anzutreffenden Vögel. Neben klassischen Wasservögeln kann man auch seltenere Arten beobachten:

  • Fischadler und Seeadler bei der Jagd

  • Beutel- und Bartmeisen im Schilf

  • Blaukehlchen in den Uferzonen

  • Seltene Durchzügler wie Löffler und braune Sichler

Für optimale Aufnahmen benötigt man ein Teleobjektiv ab 400mm, außerdem sind Fernglas und eventuell ein Spektiv hilfreich. Am Wochenende und in den Ferienzeiten kann es tagsüber recht voll werden – frühmorgens und abends ab etwa 20 Uhr ist hingegen deutlich weniger los.

Verhalten der Tiere im Frühling

Bekassine auf einem Zaunpfahl
Das Wiesmet neben dem Altmühlsee ist ein großes Wiesenbrütergebiet, in dem auch Bekassinen vorkommen

Das Frühjahr bringt am Altmühlsee besondere fotografische Möglichkeiten. In dieser Zeit sind viele Vögel mit Balz und Brutgeschäft beschäftigt, was spannende Verhaltensweisen zu beobachten gibt. Darüber hinaus bietet der Frühling die Chance, durchziehende Vogelarten zu fotografieren, die nur für kurze Zeit am See rasten.

Ein besonderes Highlight ist die Beobachtung der hier ansässigen Biber. Der LBV (Landesbund für Vogelschutz) bietet spezielle Führungen an, bei denen man mit etwas Glück diese scheuen Nager in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen kann. Die Biberführungen starten typischerweise in den Abendstunden, wenn die dämmerungsaktiven Tiere auf Nahrungssuche gehen. Dabei werden anhand der Biberspuren auch die Lebensgewohnheiten dieser faszinierenden Tiere erläutert.

Wer auf eigene Faust Biber fotografieren möchte, sollte sich in den frühen Morgenstunden oder am Abend auf die Lauer legen. Mit etwas Glück lassen sich dann diese beeindruckenden Baumeister bei ihren Aktivitäten ablichten.

Die strikte Trennung von Freizeit- und Naturschutzzone am Altmühlsee hat dazu geführt, dass sich das künstlich angelegte Naturschutzgebiet zu einem bedeutenden Brut- und Rastplatz für Vögel entwickeln konnte. Diese durchdachte Gestaltung macht den See zu einem der ergiebigsten Spots für Wildtierfotografie in Süddeutschland.

Helgoland: Robben, Basstölpel und Meeresvögel

Seehund auf Helgolands Düne
Ein Seehund hält dem Sandsturm auf Helgolands Düne stand

Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland lockt mit außergewöhnlichen Motiven für die Wildtierfotografie. Auf nur 1,7 Quadratkilometern Fläche wurden bereits über 400 Vogelarten nachgewiesen – ein fotografisches Eldorado zwischen roten Felsen, weißem Sand und grünem Land.

Fotoreise planen: Beste Reisezeit

Basstölpel lassen sich im Oberland von der Klippe aus sehr gut fotografieren

Die ideale Reisezeit für Wildtierfotografie auf Helgoland hängt stark von den gewünschten Motiven ab. Für Basstölpel empfiehlt sich der Zeitraum von April bis Juli während der Brutzeit. Diese beeindruckenden Vögel sind mit ihrer einzigen deutschen Brutkolonie am Lummenfelsen ein absolutes Highlight. Mittlerweile brüten hier jährlich etwa 1000 Paare, nachdem 1991 das erste Basstölpelpaar auf Helgoland nistete.

Für die besten Lichtverhältnisse sollte man früh morgens oder am Abend fotografieren. Besonders schöne Lichtstimmungen entstehen kurz nach Sonnenaufgang, wenn die Vögel frontal von der Sonne beleuchtet werden. Daher ist mindestens eine Übernachtung auf der Insel unerlässlich.

Fotografisch besonders ergiebig sind die Balzrituale, Kämpfe, Nestbauaktivitäten und Flugstarts der Basstölpel. Die Aussichtsplattformen am Lummenfelsen bieten ideale Standorte mit freiem Blick auf die Kolonie. Von hier aus lassen sich auch spektakuläre Tauchaktionen der Basstölpel festhalten, die mit bis zu 100 km/h ins Wasser stoßen, um Fische zu fangen.

Für Aufnahmen von Kegelrobben und ihren Jungen ist hingegen der Winter die beste Zeit. Die Wurfsaison findet von November bis Januar statt, wobei Dezember als optimaler Zeitpunkt gilt. In dieser Zeit können mehrere hundert Tiere auf Helgoland beobachtet werden.

Die Düne

Alpenstrandläufer im Schlichtkleid auf Helgoland
Watvögel wie der Alpenstrandläufer laufen an Helgolands stränden auf und ab

Das absolute Highlight für Tierfotografen ist die kleine Nachbarinsel Düne, die mit der Fähre in wenigen Minuten erreichbar ist. Im Winter verkehrt diese im Halbstundenrhythmus zwischen 8 und 12 Uhr sowie 13 und 16:30 Uhr. Eine Hin- und Rückfahrt kostet 5 Euro.

Auf der Düne lassen sich Kegelrobben und Seehunde aus nächster Nähe fotografieren – allerdings sollte ein Mindestabstand von 30 Metern eingehalten werden. Dieser Abstand ist mit Teleobjektiven problemlos zu überbrücken und bietet hervorragende Fotomöglichkeiten. Die scheuen Seehunde sind überwiegend im Sommer anzutreffen, während Kegelrobben vor allem im Winter die Insel bevölkern.

Besonders ergiebig für die Robbenfotografie ist der Nordstrand der Düne. Hier konzentrieren sich die meisten Tiere. Fotografisch interessant: Die neugeborenen Kegelrobben mit ihrem dichten weißen Fell wiegen bei der Geburt etwa 10 Kilogramm und nehmen dank der extrem fetthaltigen Muttermilch (60% Fettgehalt) so schnell zu, dass sie nach drei bis vier Wochen bereits 50 Kilogramm auf die Waage bringen.

Die besten Lichtverhältnisse herrschen am Nordstrand am Nachmittag. Für besonders eindrucksvolle Aufnahmen sollte die Kamera möglichst tief positioniert werden – idealerweise auf Augenhöhe mit den Robben. Dies schafft eine interessante Vorder- und Hintergrundsituation.

Zugvögel im Oktober

Schneeammer auf Helgoland
Schneeammern sind seltene Wintergäste, die auf Helgoland zu beobachten sind

Der Oktober gilt unter Vogelbeobachtern und Naturfotografen als Höhepunkt des Jahres auf Helgoland. In diesem Monat machen hunderte verschiedener Zugvogelarten auf ihrem Weg in den Süden Rast auf der Insel. Die isolierte Lage in der Deutschen Bucht macht Helgoland zu einem regelrechten Magneten für Zugvögel.

An guten Tagen wimmelt es auf der Insel von Wiesenpiepern, Rotkehlchen und Wintergoldhähnchen. Zudem besteht die Chance, seltenere Arten wie Gelbbrauenlaubsänger, Zwergschnäpper, Zwergammer oder Waldpieper vor die Linse zu bekommen. Viele dieser Vögel lassen sich aus nächster Nähe fotografieren – ideale Voraussetzungen, um Bestimmungskenntnisse zu verbessern und gleichzeitig beeindruckende Aufnahmen zu machen.

Entlang der Wege der Hauptinsel kann man auch nach spärlichen Durchzüglern wie Zwergschnepfe, Sumpfohreule, Ohrenlerche, Raubwürger, Spornammer und Schneeammer Ausschau halten. An den Stränden suchen Pfuhlschnepfen, Sanderlinge, Knutts, Sand-, Kiebitz- und Goldregenpfeifer nach Nahrung.

Selbst auf der Düne lohnt sich im Oktober ein fotografischer Abstecher abseits der Robben. Hier tummeln sich neben Wiesenpiepern und Steinschmätzern auch seltenere Vögel wie Ohrenlerche, Sporn- oder Schneeammer.

Mit einer Führung in der berühmten Vogelwarte Helgoland erhält man zudem wertvolle Einblicke in die Geheimnisse von Vogelzug und Vogelberingung. Über 370 Vogelarten wurden bisher auf Helgoland nachgewiesen – ein fotografisches Potenzial, das seinesgleichen sucht.

Mecklenburg-Vorpommern: Seeadler und Kraniche erleben

Seeadler vor blauem Himmel
Seeadler sind unglaublich majestätische Vögel

Mecklenburg-Vorpommern entpuppt sich als wahres Paradies für Wildtierfotografen. Die seenreiche Landschaft mit ihren ausgedehnten Wäldern und Feuchtgebieten bietet einzigartige Möglichkeiten, imposante Greifvögel und majestätische Kraniche vor die Linse zu bekommen.

Seeadler an der Müritz fotografieren

Der Seeadler, mit einer beeindruckenden Flügelspannweite von bis zu 2,40 Metern, ist der größte heimische Adler und ein begehrtes Motiv für Naturfotografen. Mecklenburg-Vorpommern gilt dabei als das bedeutendste Seeadlerland Deutschlands mit rund 510 Brutpaaren. Nirgendwo sonst in Deutschland brüten so viele dieser majestätischen Greifvögel.

Besonders ergiebig für die Seeadlerfotografie ist die Region um den Müritz-Nationalpark. Hier können die eleganten Jäger bei der Nahrungssuche beobachtet werden – ein spektakuläres Schauspiel, wenn sie im Sturzflug Fische aus dem Wasser greifen. Der Bestand des Seeadlers hat seit den 90er Jahren wieder stark zugenommen, was die Fotomöglichkeiten deutlich verbessert hat.

Für authentische Aufnahmen empfehle ich die Feldberger Seenlandschaft, besonders den Breiten Luzin. Dieser Hot-Spot ermöglicht Fotografen, die Greifvögel bei der Ansitzjagd zu beobachten. Allerdings sollte man beachten: Fotografieren ohne Störung ist oberstes Gebot, da Seeadler auf Störungen empfindlich reagieren.

Kranichzug im Herbst

Ebenso beeindruckend ist der Kranichzug, der jedes Jahr von September bis Ende Oktober tausende Vögel durch Mecklenburg-Vorpommern führt. Die Darß-Zingster Boddenkette und Rügen gehören zu den bekanntesten Beobachtungsgebieten. Hier rasten bis zu 70.000 Kraniche auf ihrem Weg in den Süden.

Der Galenbecker See mit der Friedländer Große Wiese hat sich zum zweitgrößten Kranichrastgebiet Mecklenburg-Vorpommerns entwickelt, mit bis zu 25.000 gleichzeitig rastenden Vögeln. Das tägliche Ritual der Kraniche – wenn sie morgens mit lautem Trompeten zu ihren Nahrungsplätzen und abends zurück zu ihren Schlafplätzen fliegen – bietet spektakuläre Fotomotive.

Ein echter Geheimtipp für Fotografen ist das Kranorama am Günzer See. Diese Beobachtungsstation ermöglicht direkte Blicke auf stark frequentierte Rastflächen. Zu Hauptzugzeiten sind hier 500 bis 1000 Kraniche gleichzeitig zu beobachten. Für die besten Lichtverhältnisse sollte man frühmorgens oder am Abend vor Ort sein.

Fotoworkshop-Angebote in der Region

Für alle, die ihre Wildtierfotografie auf ein neues Niveau heben möchten, bietet Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche professionelle Workshops. Besonders beliebt sind die mehrtägigen Kurse zur Seeadlerfotografie im Müritz-Nationalpark und in der Feldberger Seenlandschaft.

Ein typischer Workshop beinhaltet morgendliche Bootsausflüge zum Seeadler mit erfahrenen Rangern, wobei die Greifvögel aus einer Entfernung zwischen 10 und 30 Metern fotografiert werden können. Zusätzlich werden Ansitzverstecke an Land angeboten, die eine andere Perspektive ermöglichen.

Die Preise für solche spezialisierten Workshops beginnen bei etwa 695 Euro für ein Wochenende, inklusive Übernachtung und Verpflegung. Für fortgeschrittene Fotografen sowie Anfänger werden passende Kurse angeboten. Jedoch ist wichtig zu verstehen: Naturfotografie ist keine Zoo-Fotografie – niemand kann garantieren, dass die Tiere erscheinen werden.

Ausrüstungstechnisch wird für die Seeadler- und Kranichfotografie mindestens eine Telebrennweite von 300mm empfohlen. Außerdem sollte man bereit sein, früh aufzustehen – die besten Lichtverhältnisse und Tierbegegnungen gibt es oft bei Sonnenaufgang.

Obwohl keine Garantie für Tiersichtungen gegeben werden kann, bietet Mecklenburg-Vorpommern dank seiner hohen Seeadlerdichte und der beeindruckenden Kranichzahlen einzigartige Chancen für atemberaubende Wildtierfotografie.

Bayerischer Wald: Luchse, Hirsche und Nebelstimmungen

Waldbach im Herbst im Bayerischen Wald
Herbst im Bayerischen Wald

Der mystische Bayerische Wald mit seinen Nebellandschaften bietet Wildtierfotografen ein besonderes Erlebnis abseits überlaufener Fotospots. Zwischen dichten Wäldern und sanften Hügeln verbirgt sich eine faszinierende Tierwelt, die mit etwas Geduld eindrucksvoll in Szene gesetzt werden kann.

Nationalpark als geschützter Lebensraum

Luchs im Dickicht im Bayerischen Wald.
Luchse leben im Bayerischen Wald, allerdings meist außerhalb der Nationalparksgrenzen

Im Nationalpark Bayerischer Wald finden zahlreiche seltene Tierarten ihren Lebensraum. Besonders bemerkenswert ist die Rückkehr des Luchses, der seit 1848 als ausgestorben galt. Durch Auswilderungsprojekte zwischen 1970 und 1989 konnte sich wieder eine stabile Population entwickeln. Aktuell leben etwa 6 erwachsene Tiere und ihre Jungtiere überwiegend im Parkgebiet.

Mehr zum Luchs findest Du hier!

Wölfe, Habichtskäuze und Wildkatzen haben hier ihre Heimat gefunden. Für Fotografen, die authentische Wildtieraufnahmen anstreben, bietet der Nationalpark dadurch einzigartige Möglichkeiten. Allerdings erfordert dies Geduld – die scheuen Waldbewohner zeigen sich meist nur in den frühen Morgenstunden oder in der Abenddämmerung.

Außerhalb des Parks: Auerwildschutzgebiet

Auerhahn im Bayerischen Wald
Ein Auerhahn aus dem Bayerischen Wald

Der größte Hühnervogel Europas – das Auerhuhn – gehört zu den besonderen Fotomotiven der Region. Mit etwa 600 Vögeln beherbergt das bayerisch-böhmische Grenzgebirge das größte außeralpine Vorkommen Mitteleuropas. Zum Schutz dieser seltenen Art wurde ein spezielles Schutzgebiet eingerichtet, das sich vom Mühlriegel über den Kleinen und Großen Arber bis zum Bretterschachten erstreckt. Dort lassen sich Auerhühner gut beobachten.

Für Fotografen bedeutet dies: Vom 1. November bis 30. Juni gilt ein striktes Wegegebot. Zudem müssen Hunde ganzjährig angeleint werden. Diese Einschränkungen sind notwendig, da aufgeschreckte Auerhühner bis zum Zwölffachen ihres normalen Energiebedarfs aufwenden müssen – wiederholte Störungen können zum Tod der Tiere führen.

Tierfotografie im Tierfreigehege

Für garantierte Wildtieraufnahmen empfehlen sich die beiden Tierfreigehege des Nationalparks. Im Tierfreigelände Lusen und Nationalparkgehege Falkenstein lassen sich auf je einem Rundweg etwa 45 verschiedene Vogel- und Säugetierarten fotografieren.

Besonders lohnend ist der Winter, wenn der Bayerische Wald sich in ein “magisches Fotostudio unter freiem Himmel” verwandelt. Die Tiere zeigen dann faszinierende Verhaltensweisen: Wölfe bewegen sich energiesparend im Gänsemarsch durch den Schnee, Luchse nutzen ihre breiten Pfoten wie Schneeschuhe. Die Kombination aus Schnee und Nebel schafft dabei einzigartige Stimmungen für atmosphärische Aufnahmen.

Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, mindestens eine Stunde vor den Fütterungszeiten vor Ort zu sein. Insbesondere in den frühen Morgenstunden und am Abend sind die Tiere am aktivsten – perfekt für Fotografen, die die besten Lichtstimmungen nutzen möchten.

Fazit: Die besten Spots für Wildtierfotografie in Deutschland entdecken

Deutschland bietet zweifellos eine beeindruckende Vielfalt an Wildtierfotografie-Möglichkeiten. Von urbanen Überraschungen in München bis zu majestätischen Seeadlern in Mecklenburg-Vorpommern – unser Land hält für jeden Naturfotografen etwas Besonderes bereit. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass viele dieser Fotospots leicht zugänglich sind und dennoch authentische Naturerlebnisse ermöglichen.

Die Vogelinsel am Altmühlsee und der Holzsteg am Federsee beweisen, dass Naturfotografie und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Dank dieser durchdachten Infrastruktur können wir faszinierende Tierarten aus nächster Nähe fotografieren, ohne deren Lebensraum zu stören. Außerdem zeigt Helgoland mit seinen Basstölpeln und Robben, dass selbst auf kleinstem Raum außergewöhnliche Biodiversität zu finden ist.

Allerdings gehören zur erfolgreichen Wildtierfotografie auch Geduld und Respekt. Die scheuen Luchse im Bayerischen Wald oder die sensiblen Auerhühner lassen sich nur blicken, wenn wir ihre Bedürfnisse respektieren und ausreichend Zeit mitbringen. Diese Herausforderung macht jedoch gerade den besonderen Reiz der Wildtierfotografie aus.

Für Fotografen jedes Erfahrungsniveaus bieten die vorgestellten Locations optimale Bedingungen. Während Anfänger an städtischen Friedhöfen oder im Englischen Garten ihre ersten Wildtierfotos machen können, finden Fortgeschrittene beim Kranichzug in Mecklenburg-Vorpommern anspruchsvolle Motive.

Letztendlich zählt bei der Wildtierfotografie nicht nur das perfekte Bild, sondern auch das Erlebnis selbst. Der Moment, wenn ein Seeadler majestätisch über die Müritz gleitet oder Bartmeisen im Morgennebel am Federsee nach Nahrung suchen – diese Begegnungen bleiben unvergesslich, selbst wenn die Kamera ausgeschaltet ist.

Daher möchte Ich euch ermutigen, die versteckten Naturschätze Deutschlands mit der Kamera zu erkunden. Das frühe Aufstehen und die manchmal widrigen Wetterbedingungen werden durch einzigartige Fotomomente mehr als belohnt. Wildtierfotografie ist eben nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft, die uns die Schönheit und Vielfalt unserer heimischen Natur näher bringt.

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