Wer schon einmal bei Sonnenaufgang am Bergsee stand und festgestellt hat, dass die Sonne hinter dem falschen Gipfel aufgeht, weiß: Planung ist alles. Die richtigen Apps für Naturfotografen verwandeln Zufallstreffer in planbare Erfolge – ein enormer Unterschied für jeden, der regelmäßig draußen fotografiert.
Das Smartphone ist längst zum wichtigsten Werkzeug im Kamerarucksack geworden – nicht als Ersatz für die Kamera, sondern als intelligenter Assistent. Die richtige App-Auswahl hilft dabei, das bestmögliche Licht zu finden, Wetterumschwünge vorherzusagen und selbst in unbekanntem Terrain die besten Spots zu lokalisieren.
In diesem ausführlichen Guide findest du bewährte Apps für Naturfotografie, die sich in der Praxis bewährt haben. Du erfährst nicht nur, welche Features wichtig sind, sondern auch, wie sie konkret im Foto-Alltag eingesetzt werden.
- Lichtplanung: Die Grundlage für stimmungsvolle Aufnahmen
- Wetter verstehen: Mehr als nur Regen oder Sonnenschein
- Navigation: Nie wieder den perfekten Spot verlieren
- Artenwissen: Was fotografiere ich da eigentlich?
- Spezial-Apps für besondere Situationen
- Integration in den Foto-Workflow
- Kosten und Alternativen
- Fazit: Apps als unsichtbare Assistenten
Lichtplanung: Die Grundlage für stimmungsvolle Aufnahmen
PhotoPills – Der Alleskönner für anspruchsvolle Planung
PhotoPills ist die mächtigste App für die Lichtplanung in der Fotografie. Während andere Apps einzelne Aspekte abdecken, bietet PhotoPills eine komplette Suite für anspruchsvolle Planung.
Die App berechnet nicht nur Sonnen- und Mondpositionen, sondern zeigt auch die Milchstraße-Position, Tiefenschärfe-Bereiche und Hyperfokale Distanzen an. Besonders beeindruckend ist das AR-Feature: Halte dein Handy in die Landschaft und sieh in Echtzeit, wo Sonne oder Mond zu jeder beliebigen Zeit stehen werden.
In der Praxis planst du damit komplette Tagesabläufe präzise voraus. Die App zeigt dir beispielsweise exakt, wann ein Berggipfel perfekt von der Sonne angestrahlt wird und wann er wieder im Schatten liegt. Diese Genauigkeit ist entscheidend für die Hirschbrunft-Fotografie, wo das perfekte Streiflicht oft nur ein 30-Minuten-Fenster hat.
Tipp: Die Lernkurve ist steil, aber investiere Zeit in die Tutorials. PhotoPills kann viel mehr, als man auf den ersten Blick erkennt.
Sun Surveyor – Schnell und unkompliziert
Sun Surveyor ist die perfekte Wahl, wenn es schnell gehen muss. Die App konzentriert sich auf das Wesentliche: Wo steht die Sonne oder der Mond zu welcher Zeit? Das AR-Feature ist intuitiv und perfekt für spontane Entscheidungen vor Ort.
In der Praxis eignet sich die App perfekt für spontane Entscheidungen vor Ort. Entdeckst du während einer Wanderung einen fotogenen Baum auf einem Hügel, checkst du sofort, ob er am nächsten Morgen im gewünschten Licht stehen wird.
Komm mit auf meine Fototouren und tauche ein in die Welt wilder Landschaften und einzigartiger Begegnungen. Gemeinsam verfeinern wir deine fotografischen Fähigkeiten – praxisnah, kreativ und voller Inspiration. Jetzt Platz sichern und die Magie von Licht und Natur neu entdecken.
Wetter verstehen: Mehr als nur Regen oder Sonnenschein
yr.no – Der tägliche Wetter-Begleiter
yr.no vom norwegischen Wetterdienst ist eine der besten kostenlosen Wetter-Apps für Naturfotografie. Die Vorhersagen sind präzise und fotorelevant aufbereitet: Bewölkungsgrad, Windgeschwindigkeit und -richtung, Niederschlagswahrscheinlichkeit – alles in stündlicher Auflösung.
Praktischer Nutzen: Die App zeigt auch die Windrichtung an – entscheidend für Nebel- und Dunstverteilung. Westwind bringt in den Alpen oft Föhn und klare Sicht, während Ostwind für mystische Nebelstimmungen sorgt. Für Schneefotografie sind die Temperaturvorhersagen besonders wertvoll: Bei -8°C, Windstille und 95% Luftfeuchtigkeit entstehen perfekte Raureif-Bedingungen.
Kachelmann Wetter Super HD – Präzision für Profis
Das Super-HD-Modell von Kachelmann ist ein Gamechanger für alle, die Fotowetter wirklich verstehen wollen. Die App bietet eine Detailtiefe, die bei anderen Wetterdiensten nicht zu finden ist.
Anwendungsbereich: Das fein aufgelöste Regenradar zeigt kleinste Schauer und Wolkenlücken – ideal, um „magische Momente“ zwischen Regenschauern zu nutzen. Für Rehbock-Aufnahmen im Frühsommer ist beispielsweise entscheidend zu wissen, wann sich nächtlicher Bodennebel auflöst. Die App kann millimetergenau vorhersagen, dass Nebel bis zur Morgendämmerung in den Senken steht, die Hügelkuppen aber bereits früher frei sind.
VIEWFINDR – Speziell für Fotografen entwickelt
VIEWFINDR ist die einzige Wetter-App, die ausschließlich für Fotografen entwickelt wurde. Statt allgemeiner Wettervorhersagen bietet sie spezifische Prognosen für „Burning Sky“, strukturierte Wolken, klare Nächte für Sterne oder optimale Bedingungen für Wasserreflexionen. Die App bietet hervorragende Vorhersagen über den Zustand des Himmels, was für Landschaftsfotografie unglaublich wertvoll ist. Push-Nachrichten wie „Burning Sky morgen Abend wahrscheinlich“ können zu spontanen Fotosessions mit spektakulären Ergebnissen führen.
Die Community-Features finde ich allerdings nicht so interessant: Andere Fotografen teilen ihre Spots, allerdings sehr wenige und auch wenig spekatkuläre Ideen.
Tide-Apps – Unverzichtbar an der Küste
An Meeresküsten sind Gezeiten-Apps absolut unverzichtbar. „Tide Charts“ zeigt auch Mondphasen und deren Einfluss auf die Tidenhöhe an. Besonders Springfluten bei Vollmond bieten spektakuläre Fotomöglichkeiten.
Praktischer Nutzen: Bei ablaufendem Wasser entstehen an der Nordsee die interessantesten Strukturen im Watt. Gleichzeitig konzentrieren sich Watvögel auf den noch verbliebenen Wasserflächen – perfekt für Vogelfotografie. Besonders Springfluten bei Vollmond bieten spektakuläre Fotomöglichkeiten.
Navigation: Nie wieder den perfekten Spot verlieren
Locus Maps – Offline-Navigation für Entdecker
Locus Maps ist eine ausgezeichnete Offline Navigation App für alle abgelegenen Fotospots. Das Herunterladen ganzer Regionen funktioniert zuverlässig, und die Track-Aufzeichnung hilft dabei, interessante Orte wiederzufinden.
Besonders praktisch: Du kannst direkt in der Karte Notizen hinterlegen. „Hier Hirschbrunft gehört“, „Orchideenwiese blüht Mai-Juni“ oder „Eisvogel-Ansitz beste Vormittags“ – so baust du dir über die Jahre eine persönliche Datenbank auf.
Organisationstipp: Führe thematische Kartenebenen: eine für Vogelspots, eine für Wildtiere, eine für botanische Besonderheiten. So findest du schnell passende Locations für aktuelle Projekte.
Die Offline-Funktionalität ist besonders in abgelegenen Gebieten wertvoll. In den schottischen Highlands oder den Karpaten ist Handyempfang oft unzuverlässig. Mit Locus Maps navigierst du trotzdem präzise zu GPS-Koordinaten.
Artenwissen: Was fotografiere ich da eigentlich?
iNaturalist – Forschen und fotografieren verbinden
iNaturalist ist mehr als eine Artenbestimmung App – es ist ein Citizen-Science-Projekt. Jede Beobachtung, die du hochlädst, trägt zur wissenschaftlichen Forschung bei. Die Community ist unglaublich hilfsbereit und kompetent.
Die KI-Erkennung ist beeindruckend, aber der echte Wert liegt in der Gemeinschaft. Experten aus aller Welt helfen bei schwierigen Bestimmungen und liefern oft zusätzliche Informationen über Verhalten, Lebensraum oder beste Fotozeiten.
Community-Vorteil: Lädst du das Foto einer seltenen Libelle mit „unsicher bei der Art“ hoch, erhalten Experten oft innerhalb weniger Stunden nicht nur die Art-Bestätigung, sondern auch Erklärungen über Lebensräume und Verhaltensweisen. Solches Wissen macht dich zu einem besseren Fotografen.
Flora Incognita – Deutsche Pflanzen perfekt erkannt
Für Pflanzenbestimmung in Mitteleuropa ist Flora Incognita unschlagbar. Die App wurde von deutschen Forschungseinrichtungen entwickelt und kennt sich in der heimischen Flora bestens aus. Die Bestimmungsgenauigkeit ist verblüffend – selbst bei kniffligen Arten wie verschiedenen Gräsern oder Seggen.
Workflow-Integration: Bei Makrofotografie von Blüten bestimmst du die Art idealerweise sofort vor Ort. Das hilft nicht nur bei der späteren Bildverschlagwortung, sondern auch beim Finden ähnlicher Motive. Wenn du weißt, dass du eine seltene Orchidee fotografiert hast, kannst du gezielt nach weiteren Standorten suchen.
Merlin Bird ID – Vogelstimmen erkennen in Echtzeit
Merlin Bird ID von Cornell Lab ist revolutionär für die Vogelfotografie. Die Sound-ID-Funktion läuft permanent im Hintergrund und identifiziert Vogelstimmen automatisch. So weißt du immer, welche Arten in der Nähe sind, auch wenn du sie nicht siehst. Die regionalen Sprachpakete funktionieren offline – perfekt für Fotoreisen ins Ausland.
Game-Changer für Vogelfotografen: Erkennst du im Morgengrauen Eisvogel-Rufe über die App, kannst du den Geräuschen folgen und den Vogel beim Fischfang fotografieren – Chancen, die du ohne die App nie bemerkt hättest.
ObsIdentify – Schnelle Hilfe für alle Arten
ObsIdentify ist die perfekte Notfall-App für alles, was Flora Incognita oder Merlin nicht abdecken. Die KI-Erkennung funktioniert für Säugetiere, Reptilien, Insekten und Pilze erstaunlich gut, und das alles ohne Registrierung.
Besonders nützlich bei Insektenmakros: Die App schlägt nicht nur die Art vor, sondern zeigt auch ähnliche Arten zum Vergleich. Das hilft bei der finalen Bestimmung enorm.
Spezial-Apps für besondere Situationen
Peak Finder – Berge identifizieren
Bei Bergfotografie ist Peak Finder unersetzlich. Die App zeigt alle Gipfel im Blickfeld mit Namen und Höhe an – perfekt für Bildbeschriftungen und die Planung von Fernaufnahmen mit Teleobjektiv.
Integration in den Foto-Workflow
Standard-App-Routine für optimale Ergebnisse
Vor der Tour: Sun Surveyor für Lichtplanung, Kachelmann für Wetter-Check, Locus Maps für Route und Spots.
Vor Ort: Merlin läuft permanent mit, iNaturalist für interessante Funde.
Nach dem Shooting: Lightroom Mobile für erste Entwicklung, Flora Incognita und ObsIdentify für nachträgliche Bestimmungen.
Akku-Management und Datenvolumen
Smartphone-Fotografie hat einen Haken: den Akkuverbrauch. Die Lösung: Eine Powerbank mit mindestens 20.000 mAh sollte immer dabei sein. GPS-Apps und AR-Features sind besonders hungrig, deshalb aktivierst du sie am besten nur bei Bedarf.
Für Datenvolumen nutzt du die Offline-Features konsequent: Locus Maps mit heruntergeladenen Karten, Merlin mit regionalen Paketen, PhotoPills braucht ohnehin kein Internet.
Backup-Strategien
Apps können abstürzen, Handys können runterfallen. Deshalb solltest du kritische Informationen immer mehrfach sichern: GPS-Koordinaten wichtiger Spots zusätzlich handschriftlich notieren, Wetterdaten mit mehreren Apps checken.
Kosten und Alternativen
Premium vs. Kostenlos
PhotoPills (10€) und Kachelmann Wetter Super HD (kostenpflichtig) sowie VIEWFINDR sind die einzigen kostenpflichtigen Apps in dieser Liste – aber alle drei sind jeden Cent wert. Die kostenlosen Alternativen bieten oft ähnliche Grundfunktionen, aber weniger Präzision und Komfort.
yr.no, iNaturalist, Flora Incognita und Merlin sind komplett kostenlos und dennoch professionell. Das zeigt: Für Naturfotografie muss man nicht viel Geld für Apps ausgeben.
Plattform-spezifische Unterschiede
Die meisten Apps funktionieren sowohl auf iOS als auch Android vergleichbar gut. PhotoPills ist historisch iOS-lastiger entwickelt, aber die Android-Version hat aufgeholt. Locus Maps hat auf Android mehr Features, während Sun Surveyor auf iOS eleganter wirkt.
Fazit: Apps als unsichtbare Assistenten
Die besten Apps für Naturfotografie arbeiten im Hintergrund – sie ersetzen nicht den Blick für gute Motive, sondern helfen dabei, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Sie verwandeln Zufallstreffer in planbare Erfolge und erweitern das fotografische Wissen kontinuierlich.
Kern-Empfehlungen:
- PhotoPills: Für ernsthafte Lichtplanung unverzichtbar
- Kachelmann Wetter Super HD: Präzise Wettervorhersagen für Fotografen
- iNaturalist: Artenwissen und Community kombiniert
- Merlin Bird ID: Revolution für die Vogelfotografie
- Locus Maps: Offline-Navigation für abgelegene Spots
Der wichtigste Tipp: Investiere Zeit in das Erlernen der Apps. Eine gut beherrschte App ist wertvoller als zehn oberflächlich genutzte. Beginne mit einer oder zwei Apps und erweitere die Sammlung langsam.
Eine Frage an dich: Welche Apps haben deine Naturfotografie am meisten verändert? Kennst du Geheimtipps, die in dieser Liste fehlen? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren – die besten Foto-Spots werden schließlich unter Fotografen geteilt, nicht gehortet!
Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert, wenn neue Apps den Praxistest bestehen oder sich bewährte Tools weiterentwickeln. Bookmark ihn gerne für zukünftige Referenz.