Es gibt Momente in der Naturfotografie, die einen lange begleiten. Und dann gibt es jene Augenblicke, die plötzlich zurückkommen – viel später, in einer E-Mail oder einer Nachricht, die man zwei- oder dreimal liest, um sicherzugehen, dass sie wirklich so gemeint ist.
Genau so ging es mir vor wenigen Tagen:
Mein Bild “The Underside of Wonder” wurde beim Nature Photographer of the Year 2025 (NPOTY) in der Kategorie Plants & Fungi als Highly Commended ausgezeichnet – und das unter über 22.000 Einsendungen aus aller Welt.
Dieser Erfolg bedeutet mir unglaublich viel. Nicht nur, weil der Nature Photographer of the Year zu den bedeutendsten Wettbewerben der internationalen Naturfotografie zählt, sondern auch, weil das ausgezeichnete Bild aus einem sehr stillen, sehr unspektakulären Moment im Wald entstanden ist.
Die Geschichte hinter dem Bild

Es war ein grauer, regnerischer Frühlingstag, als ich mich mit der Kamera auf den Weg machte. Der Wald lag still vor mir, eingehüllt in Nebel, gedämpft durch das leise Trommeln der Regentropfen auf den Blättern. Ich hatte kein festes Ziel – nur die Neugier, ob vielleicht die ersten Pilze der Saison schon zu sehen waren.
Nicht weit vom Weg entdeckte ich schließlich einen beeindruckend großen Schuppigen Porling (Cerioporus squamosus), der sich an einen Baumstamm klammerte. Seine gemusterte Oberfläche hob sich im diffusen Regenlicht fast leuchtend vom dunklen Holz ab – ein Motiv, das mich sofort fesselte.
Für die nächsten zwei Stunden verlor ich mich völlig in diesem Pilz. Ich probierte Winkel aus, legte mich in den nassen Waldboden, suchte nach Lichtkanten, spielte mit Linien und Strukturen. Wassertropfen sammelten sich auf dem Hut, winzige Spiegel, die die Umgebung in sich trugen, und ich versuchte, jeden dieser flüchtigen Momente einzufangen.
Am Ende waren meine Kamera und ich bis auf die Haut durchnässt – aber gleichzeitig vollkommen erfüllt. Aus einem einfachen Spaziergang im Regen war ein intensives, fast meditatives fotografisches Erlebnis geworden. Eine Erinnerung daran, dass selbst die unscheinbarsten Motive, wenn man ihnen Zeit schenkt, eine außergewöhnliche Schönheit offenbaren.
Warum mich diese Auszeichnung so freut
Ich fotografiere häufig Wildtiere – Luchse, Leoparden, Bären, all die großen Themen. Umso mehr bedeutet es mir, dass ein botanisches Motiv aus einem stillen Regentag diese Aufmerksamkeit bekommt.
Es erinnert mich daran, dass Naturfotografie nicht nur die spektakulären Momente zeigt, sondern auch die leisen. Und dass genau diese leisen Geschichten es manchmal schaffen, ganz weit nach vorne zu kommen – sogar unter 22.000 Einsendungen weltweit.
Zum Schluss
Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung und möchte mich bei allen bedanken, die meine Arbeit verfolgen, kommentieren, teilen oder einfach nur still genießen. Es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass diese kleinen, verborgenen Wunder – die uns jeden Tag begegnen – auch andere berühren können.
Vielleicht lohnt sich beim nächsten Spaziergang im Regen ein genauerer Blick auf die Baumstämme am Weg. Man weiß nie, welche Schönheit dort wartet.






